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SIMPHYT3 - Fungizidstrategie gegen Krautfäule (Phytophthora infestans) an Kartoffeln

Das Entscheidungshilfesystem (EHS) SIMPHYT3 berechnet anhand von geographischen Koordinaten zugeordneten Wetterdaten den Infektionsdruck der Krautfäule. Zur Berechnung des Infektionsdrucks des aktuellen Tages werden die Wetterbedingungen der vergangenen 14 Tage berücksichtigt und stündlich eine Neuinfektionsrate ermittelt. Der berechnete Infektionsdruck wird anschließend in fünf Klassen von „sehr niedrig“ bis „sehr hoch“ eingeteilt. Anhand dieser Klassen berechnet SIMPHYT3 den mittleren Spritzabstand in Tagen. Dabei verlängern trockene Perioden, in denen der Pilz abstirbt, den Spritzabstand, während feuchte Perioden eine Verkürzung des Spritzabstandes im Prognoseergebnis bewirken. Um den Spritzabstand auf die individuellen Gegebenheiten des eigenen Schlages anzupassen, werden zusätzliche Daten wie die Sorte, das Krautwachstum, ob sporulierender Befall beobachtet wurde sowie Angaben zur Beregnung und der letzten bereits erfolgten Fungizidmaßnahme benötigt. Eine hohe Sortenanfälligkeit, beobachteter sporulierender Befall und starke Niederschläge seit der letzten Behandlung, die den Fungizidbelag abgewaschen haben, führen dabei zu einer Verkürzung des Spritzintervalls. Ebenfalls zu einer Verkürzung führen ein starkes Krautwachstum, da ungeschützte Blattmasse gebildet wird, sowie der Einsatz von Kontaktfungiziden. Umgekehrt führen eine geringe Sortenanfälligkeit, ein abgeschlossenes Krautwachstum und der Einsatz von teilsystemisch oder systemisch wirkenden Fungiziden zu einer Verlängerung des berechneten Spritzabstandes.

Die Modellergebnisse von SIMPHYT3 werden in tabellarischer Form ausgegeben und beinhalten neben den eingegebenen Parametern jeweils die Angabe zum Infektionsdruck, zum Behandlungsabstand sowie eine Empfehlung zum nächsten Behandlungszeitpunkt.

Das EHS steht online unter www.isip.de für Landwirte und Berater zur Verfügung. Um den Behandlungsbeginn gegen Krautfäule zu prognostizieren kann das ebenfalls dort verfügbare EHS SIMBLIGHT1 genutzt werden.

 

Individualprognose:

SIMPHYT3 Schlagbersicht

Abbildung 1: In der Schlagübersicht werden der berechnete Infektionsdruck, der empfohlene Behandlungsabstand sowie eine Empfehlung für den nächsten Behandlungstermin ausgegeben.

 

SIMPHYT3 Ergebnisdetails

Abbildung 2: Ergebnisse zur Infektionswahrscheinlichkeit und zum Infektionsdruck im Jahr 2021 nach Berechnung von SIMPHYT3 anhand von entsprechenden Wetterdaten.

 

Überprüfung der Modellgüte

Zur Modellvalidierung werden regelmäßig dreigliedrige Feldversuche mit den Varianten Kontrolle, Behandlung nach Landesdurchschnitt sowie Behandlung nach SIMPHYT3 durchgeführt.

Für das Jahr 2020 zeigte sich, dass bei Verwendung von SIMPHYT3 in NW bis zu sechs Behandlungen gegenüber der Praxisvariante eingespart werden konnten ohne dabei Ertrags- oder Qualitätsverluste verzeichnen zu müssen. In BY und BW ist das EHS noch stärker etabliert, sodass sich die Zahl der Behandlungen nach Landesdurchschnitt in einigen Regionen bereits an den SIMPHYT3-Empfehlungen orientiert. Trotzdem konnte auch hier an allen Versuchsstandorten eine Behandlung eingespart werden, ohne Ertrags- und Qualitätseinbußen oder eine erhöhte Befallsstärke feststellen zu müssen. Auch im witterungstechnisch anspruchsvolleren Jahr 2021 konnte SIMPHYT3 den Befallsdruck ähnlich gut wie die landesüblichen Behandlungen kontrollieren und standortabhängig Behandlungen einsparen.

SIMPHYT3 Trefferquote

Abbildung 3: Ertrag und Größenklassenverteilung im SIMPHYT3-Versuch am Standort Schwalmtal (NW) im Jahr 2020 unter Angabe der Zahl an Behandlungen.

 

Ansprechpartner Lena Müller